Klassen und Einteilung

KLASSIFIKATION SCHAFFT CHANCENGLEICHHEIT!

Wie es bei den Kampfsportarten verschiedene Gewichtsklassen gibt, braucht es im Behinderten- und Rollstuhlsport verschiedene Kategorien, um dem unterschiedlichen Schweregrad der Behinderung gerecht zu werden. Jede paralympische Sportart (Basketball, Tischtennis, Para-cycling usw.) hat ihr eigenes Klassifikationsreglement. Dabei geht es darum, die Athleten mit vergleichbaren funktionellen Möglichkeiten sportartspezifisch in Klassen einzuteilen. Nach Sportart unterschiedlich sind auch die Anzahl Klassen. Dies ist eine Folge der funktionellen Klassifikation, welche die sportartspezifischen Einschränkungen der Behinderungen berücksichtigt.
 
Die Behinderungsklassen in der Leichtathletik werden mit Zahlen bezeichnet. Ein «T» vor der Zahl bezeichnet Track = Bahn/Lauf/Sprung, ein «F» bedeutet Field = Wurf. Es ist möglich, dass ein Athlet für Feld- oder Bahn-Disziplinen unterschiedlichen Klassen zugeteilt wird.
 
Die Behinderungsarten in der paralympischen Leichtathletik
 
1. Sehbehinderungen (T11–13, F11–13)
2. Lernbehinderungen (T/F 20)
3. Cerebrale Lähmungen (T31–38, F31–38)
4. Kleinwuchs (F4041)
5. Amputationen ohne Prothese (T42–47, F42–47)
6. Querschnittgelähmte (T51–54, F51–57)
7. Amputationen mit Prothese (T61–64, F61–64)
 
1. Sehbehinderungen
Die Athleten der Klassen 1113 haben unterschiedliche Sehbehinderungen. Athleten der Klasse 11 sind komplett blind und starten in allen Wettkämpfen mit einem Guide. Während die Sportler der Klasse 12 hochgradig sehbehindert sind und wählen können, ob sie mit einem Guide starten wollen, sind Athleten der Klasse 13 wenig sehbehindert. Sie müssen ohne Guide starten. In Laufwettbewerben stehen den Klassen 11 und 12 jeweils 2 Bahnen zur Verfügung.
 
2. Lernbehinderungen
Um in dieser Klasse starten zu können, dürfen die Sportler nicht über einen IQ von 75 oder mehr verfügen. Für diese Klassen müssen keine Regeln angepasst werden, ausser dass ihnen gewisse Hilfestellungen gegeben werden können (Einstellung der Startblöcke, Startmarkierung beim Weitsprung,…).
 
3. Cerebrale Lähmungen
In den 30er-Klassen gibt es Athleten mit Athetosis, Ataxie oder Hypertonie. Diese Behinderungen schränken typischerweise die Kontrolle über Beine, Rumpf, Arme und/oder Hände ein, je tiefer die Zahl, desto stärker die Störung der Bewegungskoordination. Athleten der Klassen 31–34 nehmen an den Wettkämpfen im Rollstuhl oder auf einem Werferstuhl teil. Die Klassen 35–38 können rennen und es gibt für sie neben Bahn- und Wurfwettbewerben auch Sprungdisziplinen.
 
4. Kleinwuchs
Die Athleten der Klasse 40 sind bis ca. 130 cm (Frauen ca. 125 cm), diejenigen der Klasse 41 bis ca. 145 cm (Frauen ca. 137 cm) gross. In die Messmethoden für die Bestimmung der erreichten Maximalgrösse fliessen neben der Körpergrösse auch noch verschiedene Längen der Gliedmassen mit ein. Für die Kleinwüchsigen gibt es nur die Wurfwettbewerbe Diskus, Kugel und Speer.
 
5. Amputationen ohne Prothese
Die Athleten dieser Klassen verfügen entweder über fehlende Gliedmassen (ohne Amputationen) oder Versteifungen von Armen oder Beinen.
 
Die Athleten mit Beinamputationen starten mit Einzel-/Doppel-Amputation am oder über dem Knie (Klasse 42), beidseitig fehlenden Unterschenkeln (43) oder einseitig fehlenden Unterschenkeln (44). Sie alle starten ohne Prothesen.
 
Die Klassen 45 bis 47 sind für Armamputierte, entweder beidarmig (45), einarmig (46) oder einarmig unterhalb Ellenbogen (47). Athleten der Klassen 4547 dürfen mit oder ohne Prothesen der oberen Extremitäten antreten.
 
6. Querschnittlähmungen
Alle Athleten der 50er-Klassen bestreiten die Wettkämpfe im Rollstuhl, entweder im Rennrollstuhl auf der Bahn oder auf dem Werferstuhl bei Wurfwettbewerben. Sprungwettbewerbe gibt es bei den Rollstuhlsportlern keine. Athleten dieser Klassen können über Tetraplegie, Paraplegie, Spina Bifida, Polio, Amputationen oder ähnliche Einschränkungen verfügen. Die Lähmungen sind nicht immer komplett und es bestehen oft Teilfunktionen, was die Einteilung in Klassen weiter erschwert.
 
In den Bahnwettbewerben werden nur 4 Klassen unterschieden, mehr Informationen dazu weiter unten. In den Wurfwettkämpfen werden die Athleten in 7 Klassen unterteilt. Hier sind mehr Klassen notwendig, da sich die Einschränkungen der Muskelfunktionen im Rumpf und Schulterbereich stärker auf die Leistungen auswirken, als für die Stossbewegung des Rennrollstuhls auf der Bahn.
 
7. Amputationen mit Prothese
Die Athleten der 60er-Klassen haben Unter-/Oberschenkel-Amputation und bestreiten ihre Wettkämpfe mit Prothesen. Diejenigen mit beidbeinigen Amputationen oberhalb des Knies werden der Klasse 61 zugeteilt, unterhalb des Kniegelenkes der Klasse 62. Einbeinig Amputierte oberhalb des Knies gehören der Klasse 63 an, einbeinig Unterschenkelamputierte der Klasse 64.
 
Sie möchten mehr zu den einzelnen Klassen erfahren? Detaillierte Informationen finden Sie auf World Para Athletics.
https://www.paralympic.org/athletics/classification
 


DIE EINTEILUNG DER KLASSEN IN ROLLSTUHL-BAHNWETTBEWERBEN

Klasse T33 und T34 Athleten mit Cerebraler Parese haben Einschränkungen der Muskelfunktionen vom Gehirn aus. T33 haben grössere Einschränkungen als T34. Oft sind Koordinationsschwierigkeiten und Probleme, die Bahn zu halten, zu beobachten.
 
Klasse T51 Tetraplegiker ohne Fingerfunktion und ohne Armstrecker. Komplette Lähmung der Rumpf- und Beinmuskulatur. Der Krafteinsatz kommt vom Armbeuger. Fährt mit der typischen Backhand-Technik.
 
Klasse T52 Tetraplegiker mit reduzierter Fingerfunktion. Armmuskulatur funktionell einsetzbar. Lähmung der Rumpf- und Beinmuskulatur. Der Krafteinsatz kommt vom Armstrecker. Fährt teilweise mit der typischen Backhand-Technik.
 
Klasse T53 Paraplegiker mit normaler oder fast normaler Funktion der oberen Gliedmassen. Keine aktive Rumpfbewegung. Teilweise Lähmung der Rumpfmuskulatur. Komplette Lähmung der unteren Gliedmassen.
 
Klasse T54 Paraplegiker mit aktiven Rumpfbewegungen in allen Ebenen. Kann deshalb den Oberkörper beim Start, beim Beschleunigen, beim Bremsen, in Steigungen und zum Steuern einsetzen. Funktionell sind dieser Klasse auch alle Beinamputierten im Rollstuhlsport zugeteilt.
 
In den 50er-Klassen gibt es neben Para- und Tetraplegikern auch diverse Athleten mit Spina Bifida, Polio, Amputationen oder ähnliche Einschränkungen.
 
In den Leichtathletik-Disziplinen 100 m, 200 m, 400 m und 800 m wird in 4 Klassen unterschieden. Sie sind mit T51, T52, T53 und T54 bezeichnet.
 
In den Disziplinen 1 500 m, 5 000 m und 10 000 m, Marathon (inkl. alle Strassenrennen) sind die Klassen T53 und T54 zusammengelegt, obwohl die Klasse T53 am Start, bei Zwischenspurts, in Steigungen und im Schlusssprint wegen der fehlenden Rumpfmuskulatur leicht benachteiligt ist.
 


DIE EINTEILUNG DER KLASSEN IN ROLLSTUHL-WURFWETTBEWERBEN

F5153 sind zumeist Athleten mit Tetraplegie, dies bedeutet Einschränkungen an Beinen, Rumpf, Schultern und Armen. Sportler der Klasse F54 haben keine Einschränkungen der Arm- und Schulterfunktionen, hinge-gen kaum noch Rumpfmuskulatur. Ab Klasse F55 verfügen Athleten vermehrt über Rumpffunktionen und die Athleten der Klasse F57 haben keine Einschränkungen der Rumpf-, Schulter- und Armmuskulatur.